Biografie - Frankfurt am Main

Johann Heinrich Richter: Franz Gerhard Wegeler, Koblenz 1839, Öl/Lwd., Beethoven-Haus Bonn, Dauerleihgabe der Lese- und Erholungsgesellschaft Bonn Anfang April 1827 siedelte die Familie Ries nach Frankfurt über, Ende April wurde dort das vierte Kind, eine Tochter, geboren. In der Nähe des Bockenheimer Tores erwarben Ries und seine Frau ein Haus, dessen Musiksaal zum Treffpunkt von Musikern und Musikliebhabern von nah und fern wurde.

Frankfurt, die bedeutende Freie Handelsstadt mit ihrem selbstbewussten Bürgertum, besaß ein reiches kulturelles Leben mit eigener Oper, einem Theater und häufig stattfindenden Konzerten.

Hier machte sich Ries mit der Komposition der „Räuberbraut“ zum ersten Mal auch einen Namen als Opernkomponist. Am 15. Oktober 1828 wurde sie in Frankfurt uraufgeführt und erlebte anschließend in vielen deutschen Städten zahlreiche Aufführungen.

Ferdinand Ries um 1835, Ausschnitt aus einem Ölgemälde, Privatbesitz Das geistige Klima dieser Stadt bescherte Ferdinand Ries neue Impulse. Neben der fast regelmäßigen Leitung der „Niederrheinischen Musikfeste“ in Köln, Aachen und Düsseldorf (1825, 1826, 1828-1830, 1832,1834 und 1837) wurde er 1831 zur Leitung des Musikfestivals in Dublin eingeladen. Er nutzte diese Gelegenheit zu einem vorhergehenden mehrmonatigen Aufenthalt in London, wo er von Mai bis August seine zweite Oper, „Liska oder die Hexe von Gyllensteen“, komponierte.

1832/33 unternahm er mit seiner Frau eine lange musikalische „Bildungsreise“ nach Italien, die sie nach Venedig, Mailand, Rom und Neapel führte. Während dieser Reise komponierte er sein letztes Konzert, das 9. für Klavier und Orchester g-moll op. 177, sowie sein letztes Streichquartett (f-moll WoO 48). 1836 war Paris das Ziel eines fünfmonatigen Arbeitsaufenthalts. Hier erklangen seine Kompositionen in öffentlichen und privaten Veranstaltungen, seine vierte Sinfonie wurde in einem der seinerzeit berühmten Konzerte des Pariser Konservatoriumsorchesters aufgeführt, was eine große Ehre war, da das Orchester sonst fast ausschließlich Sinfonien von Beethoven spielte. Überall wurde er als berühmter Pianist und Komponist glänzend empfangen.

Wenn sich die Gelegenheit bot, versuchte Ries, in verschiedenen deutschen Städten die Leitung größerer Orchester zu erlangen. Gelegentlich wurde er für einen solchen Posten im Ausland vorgeschlagen, doch entweder passte seine auf deutsche Musik konzentrierte musikalische Haltung nicht, oder er selbst schlug, wenn ihm die geforderte „gänzliche Unabhängigkeit in musikalischer Richtung“ (F. Ries) nicht garantiert wurde, entsprechende Angebote aus. Diese freiheitliche Einstellung, die er auch in anderen Lebensbereichen praktizierte und die er vermutlich aus dem liberalen England ins vormärzliche Deutschland mitgebracht hatte, führte dazu, dass er nur bei besonderen Gelegenheiten mit großen Orchestern und exzellenten Musikern zusammenarbeiten konnte.

Am 1. Juni 1836 veranstaltete Ferdinand Ries im Frankfurter Hotel Weidenbusch ein viel beachtetes Konzert zur Unterstützung des in Bonn geplanten Beethoven-Denkmals. Im Mittelpunkt dieses Gedächtniskonzertes stand das von ihm selbst gespielte 3. Klavierkonzert in c-moll, mit dem er 1804 in Wien zum ersten Mal als Schüler Beethovens aufgetreten war. Den beachtlichen Erlös aus diesem Konzert übertrug Ries dem Bonner Comité zur Errichtung des Denkmals für seinen Freund und Lehrer Beethoven.

Als im August 1837 die Direktorenstelle des Frankfurter Cäcilienvereins vakant wurde, trat  man an Ries heran, der daraufhin die Leitung übernahm.

Franz Gerhard Wegeler, Ferdinand Ries: Biographische Notizen über Ludwig van Beethoven, Koblenz 1838

Nach dem Tod Ludwig van Beethovens hatten Ries und der Koblenzer Arzt Franz Gerhard Wegeler, ein ehemaliger Bonner und lebenslanger Freund Beethovens und der Familie Ries, geplant, ihre Erinnerungen an den gemeinsamen Freund zu veröffentlichen. Im vollen Bewusstsein der Bedeutung und Einzigartigkeit Beethovens haben sie ihm ein bleibendes literarisches Denkmal gesetzt. Es beinhaltet wertvolle Informationen über den Menschen und den Musiker Beethoven, die nur mitteilen konnte, wer in dessen unmittelbarer Nähe gelebt hatte. Die „Biographischen Notizen über Ludwig van Beethoven“ erschienen 1838 posthum in Koblenz. Der Erlös aus dieser Publikation sollte nach dem Willen der Autoren für das Beethoven-Denkmal in Bonn verwandt werden.

Ferdinand Ries starb kurz vor dem Erscheinen des Buches am 13. Januar 1838 in Frankfurt am Main. Sein Grab befindet sich in der Familiengruft seiner Freunde, der Familie Klotz, auf dem Frankfurter Hauptfriedhof.

< Godesberg  

 


Bildquellen:

  1. Johann Heinrich Richter: Franz Gerhard Wegeler, Koblenz 1839, Öl/Lwd., Beethoven-Haus Bonn, ehemals Dauerleihgabe der Lese- und Erholungsgesellschaft Bonn
  2. Ferdinand Ries um 1835, Ausschnitt aus einem Ölgemälde, Privatbesitz
  3. Franz Gerhard Wegeler, Ferdinand Ries: Biographische Notizen über Ludwig van Beethoven, Koblenz 1838

 

 
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Lorenz Janscha, Johann Ziegler: Ansicht des Theaters und Redoutensaales zu Godesberg, kolorierter Kupferstich 1729, markiert: Ferdinand Ries Geburtshaus
Ferdinand Ries um 1820, Öl/Lwd., Beethoven-Haus Bonn
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