Biografie - London

James Lonsdale: Johann Peter Salomon, London 1815, Öl/Lwd., Beethoven-Haus Bonn, Dauerleihgabe der Lese- und Erholungsgesellschaft Bonn Im April 1813 traf Ferdinand Ries in London ein. Hiwer suchte er sofort den alten Bekannten seines Vaters und Großvaters, Johann Peter Salomon (1745-1815), auf, der wenige Monate zuvor die „London Philharmonic Society“ mitbegründet hatte und zu den einflussreichsten Persönlichkeiten im Londoner Musikleben zählte. Salomon hatte mit Großvater Johann in der Bonner Hofkapelle an einem Pult gesessen und war der Geigenlehrer des jungen Franz Anton gewesen. Zwischen Salomon und Ferdinand Ries entwickelte sich rasch eine enge Freundschaft. Die Tatsache, dass er den jungen Landsmann wenige Jahre später zu seinem Testamentsvollstrecker bestimmte, zeigt, welch großes Vertrauen er in ihn setzte.

Ferdinand Ries wurde 1815 Mitglied und noch im selben Jahr einer der Londoner Philharmonic Society, für die er eine ganze Reihe von unterschiedlichen Kompositionen schuf, die dort ihre Uraufführung erlebten. Gleichzeitig wurde er ein gesuchter Lehrer in den höheren Kreisen der Londoner Gesellschaft, vorwiegend bei Kaufleuten und Bankiers. Schon 1806 war er in Bonn Mitglied der Freimaurer geworden. Auch  in London muss er den Kontakt zur Loge gesucht zu haben, jedenfalls widmete er dem Duke of Sussex, der sie leitete, eine seiner Londoner Kompositionen. 1814 heiratete er Harriet Mangeon, eine sehr begüterte junge Londonerin.

Auch von London aus hielt Ries engen Kontakt zu seinem Lehrer und Freund Beethoven. Die Präsenz eines Vertrauten in London war für Beethoven, der dort immer mehr Anerkennung fand, von großem Vorteil. Wie in den Wiener Zeiten fungierte Ries nun  wieder für Beethoven als geschäftlicher Vermittler und Unterhändler mit verschiedenen Verlagen und Auftraggebern in England, er korrigierte nach dessen Angaben die Fehler, die sich in die Druckvorlagen und Kopiaturen eingeschlichen hatten und handelte gute Konditionen für die Herausgabe von Beethovens Werken aus. Er war es auch, der 1817 im Auftrag der Philharmonic Society die 9. Symphonie bei Beethoven bestellte und ihn einlud, als Gast der Gesellschaft nach London zu kommen.

Ferdinand Ries und Harriet Mangeon um 1814,  Privatbesitz

Ferdinand Ries und seine Frau genossen in den Musik- und Theaterkreisen der Stadt ein hohes Ansehen. Ihr Haus wurde zur Anlaufstation vieler deutscher Musiker, die England besuchten. So empfingen sie 1819 Louis  Spohr und seine Frau Dorette, eine Harfenistin, als sie nach London kamen. Aus dieser Begegnung resultierte eine Freundschaft, die bis zu Ries frühem Tod 1838 anhielt.

Seine Leitungsfunktion in der Philharmonic Society bot ihm die Möglichkeit, eigene Orchesterwerke aufzuführen. So entstanden sechs seiner acht Sinfonien in London und wurden, wie andere seiner größeren Werke in Konzerten der Philharmonic Society (ur)aufgeführt. Daneben widmete sich Ries in London stärker als zuvor der Komposition von virtuosen Klavierstücken, von Rondos, Tänzen und Fantasien über beliebte Volkslieder und Opernmelodien.

1824 kehrte Ries mit seiner Frau und seinen drei Kindern ins heimische Rheinland zurück. Am 3. Mai 1824 gab er sein Abschiedkonzert in der „London Philharmonic Society“, er hatte eigens ein „Abschiedskonzert von England“ für Klavier und Orchester komponiert. Am 9. Juli schiffte er sich mit seiner Familie in Dover ein. Anlässlich seines Abschieds von London widmete ihm die bekannte Musikzeitung „Harmonicon“ ein Porträt, das seinen Ruhm als Klaviervirtuose und Komponist nachdrücklich vor Augen führt.

„Mr. Ries is justly celebrated as one of  the finest piano-performers of the present day. His hand is powerful, and his execution is certain, - often surprising. But his playing is most distinguished from that of all others by his romantic wildness. By means of strong contrasts of loud and soft, and a liberal use of the open pedals, together with much novelty and great boldness in his modulations, he produces an effect upon those who enter into his style, which can only be compared to that arising from the most unexpected combinations and transitions of the Aeolian harp. It is purely German, and shews him to be, - as we once before remarked, - a true-born native of that country to which, according to Richter, belongs ‘the empire of the air’.”

 

< Russland Godesberg >

 


Bildquelle:

  1. James Lonsdale: Johann Peter Salomon, London 1815, Öl/Lwd., Beethoven-Haus Bonn, ehemals Dauerleihgabe der Lese- und Erholungsgesellschaft Bonn
  2. Ferdinand Ries und Harriet Mangeon um 1814, Privatbesitz
 
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Ferdinand Ries um 1820, Öl/Lwd., Beethoven-Haus Bonn
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