Biografie - Godesberg

Im Sommer 1824 ließ sich Ferdinand Ries mit Frau und  Kindern in Godesberg nieder. Der elegante, ehemals vom letzten Kurfürsten angelegte Badeort war wegen seiner romantischen Lage an dem breiten Rheinstrom, gegenüber dem mit Burgen bewehrten Siebengebirge, eines der attraktivsten Reiseziele in Europa. Vor allem wohlhabende Engländer machten hier auf ihrer „Grand Tour“ regelmäßig Station.

Gedenktafel, angebracht am 28. November 2009, anläßlich des 225. Geburtstages von Ferdinand Ries

Ferdinand und seine Frau erwarben das vom Vater erbaute Haus, das zu den so genannten „Weißen Häusern“ neben der „Redoute“ gehörte und noch heute erhalten ist. In ihr, einem Tanz- und Konzertsaal, war zu Zeiten des Kurfürsten unter Franz Ries’ Leitung jeden Dienstag ein Konzert der Hofkapelle erklungen, hier hatte 1792 die erste Begegnung zwischen Haydn und dem jungen Ludwig van Beethoven stattgefunden.

Von seinen rheinischen Landsleuten wurde Ries als gefeierter Künstler empfangen. 1825 wurde ihm die Leitung des „Niederrheinischen Musikfestes“ übertragen, das in diesem Jahr in Aachen stattfand. Bei dieser Gelegenheit führte Ries zum ersten Mal im (preußischen) Deutschland die 9. Symphonie von Beethoven auf. Das „Niederrheinische Musikfest“ war eine frühe bürgerliche Musikveranstaltung, die im jährlichen Wechsel zwischen Aachen, Köln und Düsseldorf stattfand und an der vorwiegend „Dilettanten“ (also keine Berufsmusiker) teilnahmen. Ries hat die „Niederrheinischen Musikfeste“ insgesamt acht Mal geleitet.

Kompositorisch wandte sich Ries erneut einer Gattung zu, die er während seiner Jugend in Bonn und seiner Lehrjahre in Wien sehr gepflegt hatte, die aber in London etwas in den Hintergrund getreten war; gemeint ist das Streichquartett. In den drei Jahren von 1824 bis 1827, in denen er in Godesberg wohnte, komponierte er nicht weniger als fünf Werke dieser Königsgattung der Kammermusik. Die anregende Landschaft inspirierte ihn auch zu seinem 8. Konzert für Klavier und Orchester, dem er den Beinamen „Gruß an den Rhein“ gab.

1827 kehrte Ferdinand Ries dem Badeort Godesberg, der sich trotz all seiner Schönheit für einen ambitionierten Musiker als zu beschaulich erwiesen hatte, den Rücken und ließ sich mit seiner Familie in der großen Handelsstadt Frankfurt am Main nieder.

< London Frankfurt a. M. >

 


Bildquellen:

  1. Gedenktafel an der Fassade des Ries-Hauses in Bonn-Bad Godesberg, angebracht von der Ferdinand Ries Gesellschaft am 28. November 2009, anlässlich des 225. Geburtstages von Ferdinand Ries
  2. Ferdinand Ries, Gruss an den Rhein, Achtes Klavierkonzert, op. 151, 1826, Universitäts – und Landesbibliothek Bonn
 
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Lorenz Janscha, Johann Ziegler: Ansicht des Theaters und Redoutensaales zu Godesberg, kolorierter Kupferstich 1729, markiert: Ferdinand Ries Geburtshaus
Ferdinand Ries um 1820, Öl/Lwd., Beethoven-Haus Bonn
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